Interview Reuber Henning
Hochwertigste Materialien und langlebiges Design - dafür stehen die Teppiche des Labels REUBER HENNING. Gegründet wurde es von den Berliner Künstlerinnen Franziska Reuber und Birgit Krah, die sich dem traditionellem Handwerk spielerisch hingeben und mit ihren Produkten “unentbehrliche Mitbewohner“ schaffen. Wir durften dem Duo Fragen zu ihrer Vision, ihren Inspirationen und der Faszination rund um die Themen Teppich und Interior stellen.
Ihr bezeichnet Euch als Geschichtenerzähler. Was war die schönste Geschichte, die Euch ein Möbelstück/Einrichtungsgegenstand jemals erzählt hat?
Es gibt weniger ein bestimmtes Möbel, als immer wieder mal Stücke, die unsere Fantasie beflügeln. Meistens deshalb, weil es Überschneidungen mit den eigenen Träumen oder der Historie gibt. Es kann eine 400 Jahre alte Truhe sein, genauso wie eine Lampe von Michael Anistassiades oder ein Stoff von Raf Simons.
Besonderes lieben wir alte Möbel, die schon viel unterschiedliches Leben gesehen haben und mit ihrer Patina an genau dieses erinnern. Und auch, weil diese noch ein Handwerk aufweisen, welches wir bei heutigen Möbeln auch teilweise vermissen. Die Art der Herstellung eines Möbels hat aus unserer Sicht einen großen Anteil an dessen Ausstrahlung. Etwas Handgefertigtes hat diesen kleinen unperfekten Anteil, der es menschlich macht. Das berührt uns.
Was ist Eure Geschichte? Wie begann die Leidenschaft für Stoffe und Teppiche?
Die Leidenschaft für Textiles und Muster gab es bei mir schon immer. Nach meinem Kunststudium habe ich aus Interesse an Gartenkunst einen Gartenteppich entworfen und eine komplette Knüpfvorlage gezeichnet, die später im Iran realisiert wurde. Als ich den ersten eigenen Teppich nach einem Jahr bekam, wusste ich, dass ich in Zukunft nur noch Teppiche produzieren möchte. Der Teppich war so eigenständig; das hätte ich nie mit eigenen Händen erschaffen können. Die ganze Kultur der Teppichproduktion steckte nach meinem Empfinden in diesem, meinem Teppich. Das war eine wunderbare Erkenntnis.
Das Handwerk des Teppichknüpfens ist einzigartig, was fasziniert Euch im Prozess heute noch?
Tatsächlich schätzen wir zum einen die enge Verbindung zu einer fernen Kultur. Das empfinden wir immer wieder als Bereicherung, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Das Handwerk an sich fasziniert, weil der rein manuelle Prozess so viele Schritte beinhaltet, die Einfluss auf die Ausstrahlung des Teppichs haben – sozusagen die Seele des Teppichs ausmachen. Je besser das Material und der Umgang damit, desto schöner der Teppich. Man kann es vergleichen mit einer echten Schreinerarbeit, in der das Material im Vordergrund steht und seine Schönheit das Design unterstützt.
Wie lasst Ihr Euch in Bezug auf Eure Designs inspirieren?
Inspiration is everywhere...es kommt nur auf den eigenen Blick an.
Wir lieben das Unperfekte und den Zufall; ein ungelenker Strich oder ein Störer – all das drückt Emotion und Charme für uns aus. Wir lassen uns durch Kunst und deren Farbwelt inspirieren, z.B. dienten die Farben des Malers Morandis als Inspiration für unsere Twill Kollektion. In einer neuen Kollektion haben wir Farben der Renaissance aufgegriffen. Auch die Übersetzung traditioneller Teppichmotive ist eine Quelle für unsere Entwürfe.
Gibt es in Eurem Portfolio ein „Lieblingsprojekt“ und wenn ja welches?
Wir haben ein Teppich für die Antivilla von Arno Brandlhuber gemacht. Dies war für uns auf jeden Fall sehr besonders aufgrund der aufregenden Architektur und der Teppich hat viel Raum, um zu wirken.
Der für Euch schönste Ort, an dem einer Eurer Teppiche zu finden ist?
Definitiv der schönste Ort ist Schloss Hollenegg in der Weststeiermark. Dort hängt der Wandteppich ‚Ladislaus‘ umgeben von echten Gobelins, Bildern und holzgetäfelten Wänden aus früherer Zeit.
Leider sehen wir die meisten Orte nicht, an denen unsere Teppiche liegen. Ich bin sicher, da gibt es noch sehr viele weitere sehr schöne Orte.
Photos: @mizafo @peterfehrentz @liebermann.co @ragnarschmuck @lisa_cohen @smartanson