„Wir stellen das klassische Bild von Textil in Frage“ Im Gespräch mit Studio Jumi
Julia Buntzel und Miriam Rose Gronwald verweben in ihrem Berliner Atelier als Studio Jumi Handwerk, Kunst und Design zu einzigartigen Textilobjekten. Mit Mut zu ungewöhnlichen Materialien und einem feinen Gespür für Form und Ausdruck verwandeln sie das klassische Weben in zeitgenössische Kunst.
Julia und Miriam, wie habt ihr als Duo zusammengefunden und was war der Auslöser für Studio JUMI?
Wir haben uns bei unserer Ausbildung zur Handweberin am Werkhof Kukate im Wendland kennengelernt – das war vor ca. 4 Jahren. Schnell war klar, dass wir ähnliche Interessen mit dem Weben verfolgen, also das Handwerk Weben künstlerisch zu nutzen und seine Grenzen zu auszuloten, bzw. Schnittstellen von Kunst, Handwerk und Design zu erforschen.
Ihr bezieht euch auf das Bauhaus und das Black Mountain College – zwei Orte, die Kunst und Handwerk nicht getrennt gedacht haben. Wie übertragt ihr diesen Geist konkret in eure tägliche Praxis im Studio?
Für uns ist diese Verknüpfung aus verschiedenen Disziplinen ein wichtiger Bestandteil unserer Zusammenarbeit als Künstlerinnen-Duo. Julia hat Bildhauerei studiert und Miriam kommt aus dem Tanz – zusammengefunden haben wir über die Handweberei. Unser Werdegang aus der Kunst gibt uns die Freiheit das Weben neu zu denken und gleichzeitig ist das Handwerk das Fundament unserer künstlerischen Arbeit.
Von Anfang an war uns klar, dass wir unser erlerntes Wissen nicht nur für uns behalten möchten. Als jüngere Generation von Weberinnen, sehen wir eine gewisse Verantwortung das erlernte Wissen in Form von Webkursen weiterzugeben. Es ist uns daher wichtig, einen Ort in Berlin zu schaffen, wo die traditionelle Handweberei erlernt und weitergedacht werden kann.
Wie entsteht bei euch ein Objekt: Beginnt alles mit einem Material, einer Farbe, einem Gefühl – oder habt ihr einen ganz anderen Zugang?
Eine Arbeitsreihe beginnt oft mit der Faszination für ein Material und der technischen Herausforderung dieses in das Websystem einzubinden. Besonders interessieren uns unkonventionelle Webmaterialien, wie beispielsweise Silber, Kupfer oder gebrauchte Fahrradschläuche. Sie bringen ihren eigenen Charakter mit in den kreativen Prozess und fordern ein Umdenken in den gängigen Methoden des Handwerks. Praktisch bedeutet das auch mal zu zweit am Webstuhl zu sitzen um das Material gemeinsam ‚bearbeiten‘ zu können. Über den kontinuierlichen Dialog von Tradition und Innovation, stellen wir das klassische Bild von Textil in Frage, wobei die prozessuale Zeitlichkeit des Handwerks in unseren Arbeiten bestehen bleibt.