Gespräch mit Architekt Peter Haimerl
Peter Haimerl, gebürtig aus Niederbayern, ist 1980 zum Studium nach München
gekommen, wo er 1991 sein eigenes Architekturbüro gründete. Seitdem hat er zahlreiche innovative Gebäude entworfen, darunter das Wabenhaus, ein Architektur-Highlight im Münchner Osten.
Eine Bienenwabe an der Hauswand ist nichts Ungewöhnliches. Eine Wabe als Wohnhaus? Das gibt es bisher nur einmal: im Münchener Stadtteil Riem. Hier hat der Architekt Peter Haimerl das sogenannte Wabenhaus realisiert, ein Wohngebäude mit eindrucksvoller Architektur, die Gemeinschaft in den Fokus rückt. Wir haben mit Peter Haimerl über das Wabenhaus gesprochen.
Du forschst seit einiger Zeit nach neuen Wohn- und Baukonzepten für die Stadt der Zukunft. Wie werden wir in Zukunft wohnen?
Ich stellte fest, dass die moderne Architektur in einer Art Sackgasse steckt und es, vor allem im Bereich des Städtebaus, kaum mehr Entwicklungen gibt. Moderne Städte könnte man jedoch technologisch und gedanklich weiterdenken und könnte so mehr Räume schaffen, die anderes Raumerleben ermöglichen. Die Idee des Wabenhauses ist, dass man über schiefe Ebenen auf jede beliebige Höhe in der Wohnung und auch innerhalb des Gebäudes gelangen kann. Man bewohnt also nicht nur die Bodenfläche, sondern lebt auch auf den gekippten Flächen, Wände verschwinden und werden zu Verbindungstreppen oder Raumtaschen. Die Grundfläche vergrößert sich so und der Raum weitet sich. Das Wabenhaus ist das erste seiner Art, das fertig gebaut wurde.
Was ist das Besondere am Wabenhaus?
In normalen Wohnhäusern werden Böden und Wände zu Boxen innerhalb einer Schachtel kombiniert. Man wohnt also in Räumen, die horizontal und vertikal strukturiert sind. Die Wabe jedoch setzt sich aus sechseckigen, horizontal aufeinander gestapelten Röhren zusammen, die zu einem beliebig großen Wabenstock zusammengefügt werden können. Die Hexagonalstruktur erlaubt zudem räumliche Verschachtelungen und unzählige Kombinationsmöglichkeiten von Raumeinheiten.
Die Wabe ist ein Bauelement, das ich anderen Architekten und Bauträgern anbiete. Hier trete ich in meiner Rolle als Bauarchitekt zurück und möchte andere Architekten dabei unterstützen, einfacher, kostengünstiger, aber vor allem mit weniger Ärger und komplett neu gedacht zu arbeiten. Ich biete also ein Tool mit 3 verschiedenen vorfabrizierten Elementen, die man, je nach Anforderung, zu Clustern zusammenstellen kann und in denen alle Leitungen verlegt sind. Das erspart den Architekten die Detailplanung.
Vielen Dank. Wir sind gespannt, mit welchen neuen Projekten Du uns in Zukunft überraschen wirst.
Wer mehr entdecken möchte:
Es gibt derzeit eine Ausstellung zum Projekt Wabe in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste noch bis zum 26.10.2024
© Edward Beierle