„Zeitlos, reduziert, durchdacht.“ Im Gespräch mit Marius Schilling

Marius Schilling ist Tischler und Gestalter, und führt Schilling Interior. In seiner Werkstatt in der Uckermark entstehen individuelle Möbel und Innenausbauten, die sich nahtlos in ihre Umgebung einfügen und zugleich eine eigene Präsenz entfalten.

Was macht dein Werkhaus in der Uckermark für deine Arbeit so besonders?

Es ist ein Ort der Ruhe und Konzentration. Die Architektur von Thomas Kröger ist klar und reduziert, zugleich voller Atmosphäre. Diese Umgebung erlaubt es mir, mich auf das Wesentliche zu fokussieren und inspiriert mich zu neuen Ideen. Der Vorbesitzer, Gerhard Schütze, hat hier seine Handschrift hinterlassen. Ohne ihn jemals persönlich kennengelernt zu haben, ist er für mich eine Inspirationsquelle. In seinem Haus zu arbeiten und zu leben beeindruckt mich nachhaltig.

Marius, wie würdest du deinen persönlichen Stil beschreiben?

Mein Stil ist eine Mischung aus Klarheit und Sinnlichkeit. Ich liebe reduzierte Formen und feine Details, die erst auf den zweiten Blick auffallen. Materialien sprechen für sich selbst – ihre Struktur und Haptik sind essenziell für meine Gestaltung.

Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, in die Welt des Designs einzutauchen?

Meine größte Inspiration war mein Umfeld in der Kindheit. Beide Eltern sind Architekten, und nicht selten kam es in Familienurlauben vor, dass wir uns Gebäude statt Strände anschauten. Auch zu Hause war ich von guter Gestaltung umgeben. Gut designte Objekte im Alltag inspirieren mich bis heute. Nochmal anders prägend war meine Zeit in Korea, wo ich traditionelle Tischlerwerkstätten besucht habe. Dort habe ich erlebt, wie die Arbeit mit Material – es mit den eigenen Händen in Form und Funktion zu bringen – eine Einheit bilden kann und ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit erzeugt. Das hat meine Leidenschaft für das Handwerk nachhaltig geprägt.

Material spielt eine große Rolle in deinen Entwürfen. Welche Materialien faszinieren dich besonders und warum?

Ich arbeite am liebsten mit Massivholz. Jeder Baum ist einzigartig, und die Auswahl des Holzes hat große Bedeutung für ein Möbelstück. Aber auch Stein und Metall faszinieren mich – besonders in Kombination mit Holz. Es geht mir darum, den "Klang" der Materialien zu hören und ihre Wechselwirkungen bewusst zu gestalten. Ein Beispiel dafür ist eine freistehende Treppe, die ich zusammen mit Jan Fiege entworfen habe: Hier verbinden sich massive Eschentritte mit einem filigranen Stahlgestell zu einer Einheit aus Stabilität und Leichtigkeit.

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in deiner Arbeit?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich, langlebige Stücke zu entwerfen, die nicht aus der Mode kommen. Ich bevorzuge heimische Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft und verzichte weitestgehend auf Kunststoffe. Ein Grundsatz dem ich gerne folge: Ein Möbel sollte so lange Bestand haben, wie der Rohstoff zum Nachwachsen benötigt.



Gibt es aktuelle Trends im Interior-Design, die du spannend findest?

Minimalismus bleibt ein zentrales Thema, jedoch mit mehr Sinnlichkeit: warme Materialien, handwerkliche Details, natürliche Farbtöne. Auch der Trend zu multifunktionalen Möbeln ist spannend – er erfordert eine besonders durchdachte Gestaltung. Ich lasse mich jedoch eher weniger durch Trends beeinflussen, da sie oft nur von kurzer Dauer sind.

Gibt es ein Designstück oder ein Projekt, auf das du besonders stolz bist?

Es gibt immer wieder Projekte, bei denen sich ein Innenausbau über mehrere Stockwerke oder räumlich zusammenhängende Bauteile erstreckt. Häufig spielen Flächenbündigkeit und Fugenmaße eine entscheidende Rolle. Diese dann durch ein gesamtes Gebäude hinweg mit minimalsten Toleranzen umzusetzen, ist eine Herausforderung. Während des Projekts bin ich oft angespannt, weil wenig Raum für Fehler bleibt – umso stolzer bin ich am Ende auf unser Team und das Ergebnis, wenn alles passt.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der sein Zuhause individuell gestalten lassen möchte?

Nimm dir Zeit, um die Nutzung der Räume wirklich zu verstehen. Lieber erst eine Weile in einem leeren Raum leben, als ihn zu schnell mit unnötigen Dingen zu überladen. Das berühmte weiße Blatt Papier sollte sich mit den eigenen echten Wünschen füllen – nicht mit schnellen Entscheidungen oder Trends. Hör auf dein Gefühl für Materialien und Formen. Ein Zuhause sollte persönlich sein, nicht nur stilistisch angesagt. Qualität geht vor Quantität – lieber wenige, aber gut gewählte Stücke.

 
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Gespräch mit Architekt Peter Haimerl